Das Leben ist Schein
Das Leben ist Trug
Der Mensch liebt die Lüge
Er baut sich in jungen Jahren eine Maske
Er setzt sie auf und sich ins beste Licht
Oder baut er selbst diese Maske?
Wird sie einem nicht aufgesetzt?
Wem passt die Maske?
Wem ist sie zu eng?
Wem fällt sie vom Gesicht?
Ein Körper erscheint
Nackt und bloß
Unverstellt
Die Maske ist Lüge
Jeder will sie sehen
Wenn alle doch nach Wahrheit schreien
Meinen sie ihre eigenen falschen Masken
Die sie anderen Menschen aufsetzen wollen
Oder es getan haben
Und diese Menschen erdreisten sich
Die Masken von ihren Gesichtern zu reißen
Welche Wahrheit soll es heute sein
Unsere oder eure?
Menschen die wahrhaftig sein wollen
Und es sind
Fragen sich
Wann ist die Wahrheit eigentlich zur Waffe geworden
Zur subversiven Kraft
Etwas das verborgen sein soll
Weil die Wahrheit Weltbilder erschüttert
Wir haben uns viel zu lange Masken aufsetzen lassen
Haben nicht gelebt
Sondern für euch existiert
Ich bin stolz darauf
Niemals schön gewesen zu sein
Wer die Wahrheit nicht erträgt
Kann seine Maske gern auf seinem Kopf behalten
Nur lasst uns unsere von unserer Haut reißen
Wenn uns es gefällt
Wenn wir mit Maske zugrunde gehen
Dann ist es Zeit hässlich zu werden
Dann ist es Zeit das Hässliche schön zu finden
Und das Schöne hässlich
Das Wahre ist nicht aufgesetzt
Denn die Maske liegt am Boden
Hier bin ich
Ganz ohne Maske
Nackt und bloß
Setze ich mich euch nicht aus?
Ohne Maske
Ohne Waffe
Habe nur mein Wort
Meine Wahrheit
Die nicht von euch ist
Sondern von mir
Die eure Wahrheit als Lüge entlarvt
Und damit euch als Maskenträger
Ihr wollt eine Welt aus Masken
Aus zwei Schubladen
Schwarz und Weiß
Was ist schon leicht in schwierigen Zeiten
Doch was am Leben war je leicht?
Wir können es nur gemeinsam leichter machen
Wer eine Maske braucht
Lebt eine Lüge
Eine Maske ist eine Uniform
Ein Kurzhaarschnitt
Ein Kleid
Hochhakige Schuhe
Ein Anzug
Eine glückliche Familie
Ein Reihenhaus
Ein Beruf im Pflegedienst
Der Abend mit den Kumpels in der Kneipe
Der Sonntagvormittag auf dem Golfplatz
Die Maske verbirgt
Die Wahrheit
Die Unterwäsche der Freundin
Eine Perücke hinten im Schrank
Eine Hose mit Packer
Flache Sportschuhe
Ein Sommerkleid
Ein Callboy im Stundenhotel
Ein Wohnwagen am Strand
Die Weiterbildung zum Informatiker
Der Samstagvormittag im Kostümverleih
Ein Onlineflirt mit einem jungen Mann
Leben und leben lassen
Keinem wehtun
Und sich eingestehen
Dass die Wahrheit schmerzhaft
Aber vor allem befreiend sein kann
Für den
Der es schafft
Seine eigene Maske von sich zu reißen
Und seine selbstgezimmerte lieber
Im Keller in einzelne Stücke zerhackt
Als sie einem anderen überzustülpen
Als Masken vorgeschrieben waren
Habt ihr dagegen protestiert
Habt sie nicht gewollt
Habt gezetert und von Körperverletzung schwadroniert
Dabei habt ihr jahrelang Masken getragen
Um euch zu schützen
Wurdet nun damit konfrontiert
Und habt es geleugnet
Die Wahrheit kann geleugnet werden
Doch ist sie in der Welt
Geht sie nicht mehr fort.
* Der Titel ist entliehen des Stückes “Too True to be Good” von Bernard Shaw, das ebenso um die universellen Themen des Wahren, Schönen und Guten kreist. In jedem Fall hat der Stern hier nichts mit Gendersprache zu tun.
© Dominik Alexander / 2023