Dieser bunte Blick nach draußen ist wie eine kleine Sehnsucht. Das Fensterkreuz suggeriert eine Ordnung, die es nicht mehr gibt. Aber ist das so schlimm? Die Grundstraße vom Körnerplatz beginnend mit dem Fahrrad bis nach Bühlau hinauf fahren zu müssen; das ist schlimm. Mache ich nur einmal! Und im kommenden Jahr gewiss wieder.
Das Grün steht für die Hoffnung. Worauf? Das kann jeder Betrachter für sich selbst entscheiden.
Das Orange steht für Aufmerksamkeit. Die brauchen wir dringend. Vor allem beim täglichen Miteinander.
Das Weiß steht für unschuldige Klarheit. Die Fähigkeit, etwas klar zu erkennen und es auch öffentlich zu benennen.
In dieser Zeit kann jeder ein solches Fenster gut gebrauchen.
Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Nein, nein; so fangen wir gar nicht erst an. Man kann immer anders. Es ist ja eine Illusion, dass es keine Alternativen gibt. Das suggerieren nur die individuellen Scheuklappen. Die engen.
Das Gesichtsfeld erweitern bringt Entspannung. Erweitert den Blick. Eröffnet Alternativen. Nur muss man eben schauen, dass die Alternative, die man wählt, das Gesichtsfeld nicht sofort wieder einengt. Dann wären die Kopfschmerzen sofort wieder da. Von den zu engen Scheuklappen. Vielleicht auch vom einschneidenden Heiligenschein.
Hier stehe ich, denn ich kann immer anders. Manchmal hilft bereits ein Blick nach unten.
In Bühlau, ganz oben auf dem Berg, wo nur die Standseilbahn hinauffährt – und ich mit meinem Fahrrad – tobt nicht eben das wilde Leben. Deshalb habe ich dort auch nur einen flaschenlosen Kronkorken gefunden, nicht jedoch die zugehörigen Partypeople.
Was im Bild nach Strand, Wärme und Sonne aussieht, war tatsächlich noch mehr Sonne, aber weder Strand noch Wärme. Dafür musste ich mit meinem bremsschwachen Fahrrad die Grundstraße nun wieder hinunter. Gegen die viel zu helle Sonne blinzelnd.
Von der luftigen Höhe zurück auf den Grund der Stadt. Damit auch zurück ins Leben. Und in den Berufsverkehr. Trotz Corona.
© Dominik Alexander / 2020