»Meine Schwester hat nämlich Corona. Die liegt im – wie sagt man – die liegt im Uni-Krankenhaus. Die wird da behandelt. Was? Du sollst Arbeit gehen? Was? Ich soll Arbeit gehen? Du Hurensohn. Du bist Dreck, Alter. Du bist Müll, Alter. Halt deine Fresse. Ja, zeig mich an. Halt deine Fresse. Ich hoffe, du kriegst Corona, Alter.«
So geht das pausenlos. Vieles davon habe ich sogar weggelassen, weil ich so schnell gar nicht stenographieren kann. Permanent diese Vergewaltigung der Sprache. Dünnpfiff als einseitige Kommunikation.
»Du, ihr seid Scheißwichser, Alter. Eh, verpiss dich, Mann. Corona ist nicht normal, Alter. Corona ist der Tod. Ich bin total normal. Ganz sauber und geputzt. Ich bin Papa. Ich geh arbeiten.«
Wie ein endloses Musikstück, dem man nicht entfliehen kann – wie im Supermarkt, im Fahrstuhl, in einer Telefonwarteschleife. Diese permanent säuselnde Hintergrundmusik; nur penetranter.
»Eh, scheiß Dynamo. Scheiß auf Dynamo. Dynamo-Verkehr ist Analverkehr. Bist du meine Latte, mein Freund? Bist du mein Freund? Louisenstraße. Hammerweg. Ficken. Ich muss jetzt ficken. Hammer, eh, Hammerweg.«
Wieso habe ich nicht meine Kopfhörer dabei? Immerhin: Die Assimusik steigt in Langebrück aus dem Zug.
R u h e.
Nur noch Zuggeräusche.
Das Unangenehme daran: etwas fehlt.
© Dominik Alexander / 2021
