Die vierte Wand

Die Tür geht auf und du gehst hinein
Da ist ein Raum, groß wie eine Halle
Es gibt ein großes Fenster an der jenseitigen Wand
Beinahe so groß wie die Wand selbst
Nur der Rahmen hält das Fenster, wo es ist
Als vierte Wand im großen Saal —

Als du am Türrahmen stehst, gibt es dort nichts außer dich
Der Raum ist leer
Selbst Gerüche fehlen
Ist es eine Spielwiese oder ein Gefängnis?
Noch versperrt kein Gitter das große Fenster auf der anderen Seite
Die vierte Wand ohne Aussicht —

Ein paar Schritte gehst du noch, bis du das Zentrum erreichst
Du schaust dich um
Hinter dir ist eine intakte Wand
Wo ist die Tür, durch die du gekommen bist?
Du traust dich nicht, wieder nach vorn zu sehen
Wo die vierte Wand sein sollte —

Du atmest ein und schließt deine Augen
Drehst dich erneut nach vorn und stellst dir vor:
Die Wände mit Regalen voller Bücher bestellt
Ein Sofa mit einer Decke davor links
Rechts gegenüber ein kleiner Tisch mit Obstschale und Blumen
Durch die vierte Wand kommt ein Vogel hinein —

Du atmest aus und öffnest deine Augen
Du zwingst dich, nur geradeaus zu sehen
Da ist das Meer mit rauschenden Wellen
Die Sonne scheint und wärmt deine Haut
Der Duft frischer Orangen schwebt zu dir
Als die vierte Wand sich öffnet —

Der untere Rahmen verlängert sich zum Boden
Aus dem Fenster wird eine Tür
Du schaust dich um und entdeckst deine Bücher
Das Sofa, die Schale und frisches Grün
Hinter dir ist das Vergangene verborgen
Und die vierte Wand ist das Tor in die Zukunft.


        © Dominik Alexander / 2023

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