Zeckenimpfung, Layoutzerfransung und Ikonographie

Es ist mal wieder einer dieser Tage, an denen ich mich frage: Kann es nicht immer so sein? Abgesehen davon, dass ich das Layout meines Buches ein wenig zerfranst habe, weil ich noch drei Seiten ergänzen wollte, aber nicht am Ende, sondern an drei unterschiedlichen Stellen mitten im Buch. Aber durch Fehler lernt man ja. In diesem Fall, wie ich das Layout – zwar mit etwas zeitlichem Aufwand, doch machbar – wieder entfransen kann.

Ansonsten war alles gut. So sehr, dass ich für heute so ausgelebt bin, dass ich kein Gedicht mehr schreiben kann.

Manchmal kommt ein Gedichtanfang einfach so. Dann schreibt sich der Rest wie von selbst. Oder ich gehe spazieren, lasse Eindrücke auf mich wirken, schnappe einen Sprachfetzen auf, der sich verwenden lässt. Doch heute bin ich überfrachtet. Als erstes mit meiner dritten Zeckenimpfung. Die Schwestern dort sind witzig. Und auf einem Fensterbrett, als ich die Treppe wieder nach unten lief, lagen einige Bücher mit Erzählungen irischer, australischer, kanadischer und brasilianischer Schriftsteller. Habe sie mir in den Fahrradrucksack gesteckt und zum nächsten Termin gefahren.

Gedichte gehen mir mittlerweile leicht von der Hand. Doch ich möchte auch wieder Erzählungen schreiben, Kurzgeschichten, Novellen. Ideen habe ich zwar. Doch es fehlt mir noch der wirkliche Antrieb. Vielleicht kann Inspiration helfen. Und was wäre besser geeignet als Inspiration aus anderen Ländern, also Betrachtungen, die ich vor meiner Haustür einfach nicht finde.

Nach dem zweiten Termin folgte der dritte, der im eigentlichen kein Termin war. Am Morgen hatte ich ein Buch ausgelesen, Wir hätten uns alles gesagt von Judith Hermann. Gemeinsam mit einem anderen (das ich nicht gelesen habe und dessen Titel ich besser verschweige) habe ich es an der örtlichen Universitätsbibliothek abgegeben und ein drittes abgeholt, das bereits für mich bereitlag. Ich hatte es als Anschaffung empfohlen. Man hatte mich erhört.

Schließlich kaufte ich etwas Obst, Käse, Joghurt und frisches Brot, kam nach Hause, aß ein Brot zum Mittag und zerfranste anschließend mein Buchlayout. Das war – wie beschrieben – der frustrierende Teil des Tages. Eigentlich wollte ich um sechs Uhr abends noch zu einem Vortrag ins Hörsaalzentrum fahren. Doch ich saß über dem Layout, versuchte eine Seite einzufügen, zerstörte den Rest, ging einen Schritt zurück, eruierte, wo mein Fehler sein mochte, versuchte es noch einmal.

Der gleiche Fehler.

Irgendwann ergab ich mich, fügte die Seite so ein wie bereits einige Male zuvor und begann, den zerfransten Rest zu reparieren. Das lief zunächst nicht gut. Unterdessen war es schon eine halbe Stunde vor sechs Uhr. Irgendwann hatte ich jedoch eine Methode gefunden, mit der ich das Layout gut reparieren konnte. Das würde noch eine Weile dauern. Und heute schaffte ich das sowieso nicht mehr.

Dann lieber morgen früh frisch ans Werk, als heute bis in die Nacht hinein daran zu sitzen.

Spontan fuhr ich das Laptop runter, schwang mich aufs Rad und fuhr zum Hörsaalzentrum. Kam zwei Minuten vor um sechs dort an. Der Vortrag drehte sich um die Ikonographie der südlichen Levante in der Perserzeit, bewegte sich aber weitestgehend an der Oberfläche. Der Vortragende stellte sein aktuelles Forschungsprojekt vor, das noch in den Kinderschuhen steckte. Interessant und schön war wie immer das Danach.

Ein kleiner Tisch war vorbereitet, mit Getränken, Obst und Knabbereien. Ich entdeckte einen Professor, bei dem ich einst einige Studium Generale-Seminare belegt hatte. So sprach ich ihn an. Selbstverständlich kannte er mich nicht mehr. Dennoch hatten wir ein großartiges Gespräch, das marginal um das Thema des Vortrags kreiste, doch immer neue, spannende Themen fand.

Mit etwas Abstand schenkt mir mein Kopf von diesem Tag doch noch das ein oder andere Gedicht. Für heute soll es hiermit genug sein. Und morgen entfranse ich erstmal vollständig das Buchlayout.


        © Dominik Alexander / 2023

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