Man entsteigt einem Zug
Und fällt in den Tod
Begrabene ostsächsische Kleinstadt
Ohne Verkehr
Ohne Leben
Kein Ausschluß vom Tod.
Die Herbstblätter ermattet
Versuchen zu entkommen
Doch bleiben im Gleisbett
Bis zum nächsten Zug.
Dann:
Aufgewirbelt nur
Ein kurzes Aufbäumen
Doch der Tod ist ja
Endgültig
Und gehört nicht zum Leben
Nicht mehr.
Es gibt keinen Anschluß
In der ostsächsischen Provinz
Der Verkehr steht nicht still;
Nein!
Er kommt nicht mehr.
Zu hören nur:
Das erlahmte Straucheln toter Blätter
Eine Radfahrerin
Schiebt sich wie in Zeitlupe
An meinem Gesichtsfeld vorbei
Ein fernes Hupen
Dorfgeräusche
In einer toten Stadt
Polnische Dörfer
Können kaum trostloser sein.
Steht die Zeit still?
Ein Blick zur Bahnhofsuhr bestätigt:
Nein!
Ich scheine noch zu leben
Permanentes Vergewissern
Weil das Rascheln der Blätter
Sonst den Geist einlullt
Ihn tötet
Abtötet.
Kirchenglocken in der Ferne
Hundebellen
Ein Weinen des Kindes
Das nicht sterben will.
Am Sonntag fährt
Nach Osten kein Zug.
Erst recht kein Bus
Auch die Straße ist tot
Wie die Schiene rostig
Ist jene löchrig und kalt.
Ein zögerliches
Ja…
Ersinnt mein Geist
Zwei Stunden später
Mit dem Anrucken des Zuges
Der mich fortbringt vom Todsein
Endlich.
Kein Blick zurück
Zum Friedhof am Sonntag
Ein trostloses Schaudern
Ist alles was bleibt
In Gedanken vergessen
Bereits verdrängt.
Ostsächsische Provinzstadt
Als Friedhof
Der selber tot
Und unbesucht
Ins Grau des Herbstes
Hinüberdämmert
Ins Todsein…
Nein!
© Séamus Kennan / 2017