Steh ein bisschen außer mir
Will das Gras unter den Füßen spüren
Da sagt einer über mir:
Du musst keine Angst haben
aber du kannst
Wird dir helfen, das Unmögliche zu wollen
Es zu erreichen heißt
Die Angst zu überwinden
Was gar nicht hilft
Ist aufgedrängte Sicherheit
Sie schnürt den Hals zu
Mit der Zeit
Denn gar nicht ausgesetzt den täglichen Gefahren
Lässt Angstgewöhnung nur verengen
Was einst gelernt nunmehr verdrängen
Und einmal losgelassen dann
Nach Sicherheit zu brüllen
Wo Gefahr doch gar nicht droht —
So leg ich mich ins Gras hinein
Ich schließ die Augen
Versuche zu vergessen
Dass ich in Sicherheit hier bin
Was könnte mir hier schon passieren
Versuch mir vorzustellen
Wie plötzlich Krieg doch näher rückt
Ein Knopfdruck nur
Und alles um mich her wär brennendes Inferno
Die Hölle könnt nicht heißer sein
Doch Angst verspürt ich nicht
Hätt schließlich kaum die Zeit dafür —
Wer Angst hat
Dann vor Unnahbarem
Schließ ich die Augen auf meiner Wiese
Scheint Dunkelheit mich zu umfangen
Spür ich sehr wohl die warme Sonne
Dass kein Geräusch liegt in der Luft
Das nach Bedrohung schmecken könnte —
Doch ist es ungewohnt
So ohne Augenlicht zu sein
Wär wohl was andres
Wär blind ich von Geburt
Schlimmer nur noch:
Blind gelernt in einer Gesellschaft
In der jedes Jahr
Die Scheuklappe jedes Einzelnen
Noch größer und enger wird
Wer blind sein will
Kann seine Augen gern geschlossen halten
Wird Angst er immer haben
Doch wem mag das schon nützen —
Ich will mein Leben leben
Und reiße meine Augen auf
Der Himmel ist noch immer blau
Das Gras zu meinen Füßen grün
Den Fetisch jedoch um Menschenfüße hab ich nie verstanden
Drum zieh ich mir die Schuhe an
Und geh voran ins Leben.
© Dominik Alexander / 2023