Jedenfalls nicht mehr, bis ich die Liebe vorübergehend aus meinem Leben verbannt habe. Gestrichen. Versenkt. Nennt es wie ihr wollt. Zu schmerzhaft war die Erfahrung zu lieben, doch nicht geliebt zu werden. Auch noch Jahre danach ist für mich das größte menschliche Mysterium, wie zwei Menschen zueinander finden und sich gegenseitig wahrhaftig lieben, im Leben einander ergänzen. Oder ist das nur ein Ideal? Ist es in der Realität nicht eher so, dass einer den ersten Schritt macht und die andere nicht zurückweicht, darauf eingeht und sich mitnehmen lässt? Nach wenigen Wochen hat es sich eingespielt, ist Gewöhnung, vielleicht bereits ein Kind unterwegs. Und so sind schließlich zwei freie Menschen in eine Familie hineingestolpert, die es zuvor nicht gab. Ist das nun zu pragmatisch gedacht? Vielleicht. Dazwischen gibt es gewiss so viele Schattierungen, Zufälle, Vermittlungen, Unfälle, Arrangements, dass auch für mich ein ganz eigener Weg existieren mag. Zuweilen habe ich ihn gesucht. Dann war ich des Suchens überdrüssig, habe mich nicht mal finden lassen. Und wer mich fand, den sah ich nicht. Und hab mich nicht sehen lassen. Jetzt bin ich in einem Alter, in dem die meisten Menschen entweder nicht mehr suchen oder Psychopathen sind. Es wäre ein Leichtes zu sagen: Ich genüge mir. Ich bin zwar allein, aber nicht einsam. Meistens stimmt das wohl. Doch natürlich gibt es diese Tage, an denen ich mich zu einem Spaziergang zwinge, um unter Menschen zu sein. Auch wenn ich sie nur beobachte, wie sie eng umschlungen durch den Park gehen, sich dabei anschauen wie ein schönes Gemälde. Dann schaue ich weg, um nicht für einen Psychopathen gehalten zu werden.

Nein, zu Liebe fällt mir heute gar nichts ein. Nur ein paar Worte.

        © Dominik Alexander / 2023