Erfurt Siebzehn. Erfurt Vierundvierzig

In einer mir fremden Stadt
Die nicht fremd sein sollte
Wird Furcht vererbt?
Die Furcht im Luftschutzkeller
Bei Fliegeralarm?
Erfurt im Sommer Vierundvierzig.

Meine Oma im Ursulinenkloster
Als die Bomben fielen.
Prägt sich so etwas ein?
Über Generationen hinweg?
Ich zweifle daran und laufe zum Fiedhof.

Eine alte Frau klagt über schlecht gangbare Wege
Spricht wenig später mit ihrem verstorbenen Sohn
                A n d r e a s
Dabei kreisen Hubschrauber und machen
Den Friedhof zum friedlosen Ort
Erfurt im Spätsommer Siebzehn.

Gestern noch Il trovatore auf dem Domplatz
Und heute?
Das Gurren der Tauben
Selbstgespräche einer alten Frau
Motorenlärm über Baumwipfeln
Nur ein klein wenig anders als Vierundvierzig
Doch die Erinnerung von heute.

Eingeprägt in die Gene
Das unmittelbare Erleben
Nichts ist von Dauer
Über Generationen hinweg
Nichts prägt sich ein.

        © Séamus Kennan / 2017

Scriptorium_Erfurt_Petersberg

Please share your thoughts!

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Twitter picture

You are commenting using your Twitter account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.