Ich stell mir vor
dass ich den Vater liebe
mit seinem Glanz und seinem Schein
mit seinen Hieben
seinem ganzen Sein
und hin und wieder weil ich muss —
Ich stell mir vor
dass ich die Mutter liebe
mit ihrer Milde und ihren Gaben
mit ihrer Kälte
dabei ganz erhaben
und hin und wieder weil ich soll —
Ich stell mir vor
dass ich die Schwester liebe
mit ihrer Schönheit und ihrem Verdruss
mit ihrer Habsucht
ihrem ganzen Hochmut
und hin und wieder weil ich kann —
Ich stell mir vor
dass ich den Bruder liebe
mit seiner Stärke und seiner Gier
mit seiner Rohheit
wie ein wilder Stier
und hin und wieder weil ich darf —
Denn wer bin ich
der gute Geist
der durch der Herrschaft Schloss sich schleicht
der jede Nacht
nicht sichtbar für die Intriganten
hier webt
dort strickt
ohn’ Unterlass
als Bastard werd ich hier genannt
ein Mensch der nichts hat zu verlieren
doch insgeheim
sich mal gesehnt hat nach der Liebe
die er der Mutter zugedacht
nicht lebenslänglich
das wär doch zu viel
denn einst erkaltet dieses Herz
seit Erkenntnis klar
und Hass nur immer
im Schoß ihm lag —
Denn wer ich bin
der böse Geist
der diesem Haus
nichts Gutes wünscht
nur alles Schlechte
recht und billig
im Nebel der Gemäuer bringt
in jedes Herz der hier Geborgnen
bis in den Krieg sie ziehen
gegen jeden andern
und erst der Geist des Vaters
dann der Körper
hinabgeleitet wird
in ewig heiße Glut.
© Dominik Alexander / 2022
