Der Nebel tanzt vor meinen Augen
Da ist es schon zu spät
Hab’ längst den Brandgeruch in meiner Nase
Kann positiv es scheinen
Dass wirklich Wald hier brennt
Und nicht der Müll vom Montag
Den Menschen suchten zu entsorgen im Wald
Zu Beginn dieser Woche
Als ich am Morgen nach der brennenden Mülltonne suchte
Und sie nicht fand —
Fünf Tage später
Hängt erneut der Nebel über der Stadt
Die Luft ist kaum zu atmen
Bin ich auf meinem Fahrrad
Brauche ich stets mehr davon
Die nächste Ampel zeigt mir ihren roten Mittelfinger
Der jetzt mir doch willkommen ist
Die Ampel lässt mich innehalten
Während Nase und Lungen noch Sauerstoff für meinen Körper suchen
Flimmert die Luft vor meinen Augen
Als bestünde sie aus flüssigem Metall
Wie zerrissenes Zelluloid
Tanzen die Weltenschnipsel durch den Äther
als wär’ die Welt mit dem Film
den wir Leben nennen
in dem wir Schauspieler sind
in kleine Teile zerborsten
Die Matrix im echten Hiersein
Zeigt uns der Brand die Gegenwart
Oder längst die Zukunft?
Eine halbe Stunde später sitze ich in Mauern
Der Brandgeruch hat sich in meiner Nase verirrt
Findet keinen Weg mehr hinaus
So bleibt mir der Geruch
Und lässt mich kaum denken —
So wird es einst viel öfter sein
Irgendwann wird der Himmel nie mehr blau
Nur noch Rot und Orange wechseln sich ab
Während die Vögel brennend aus dem Glutofen fallen
Wie die Fliegen
Nach einem Bunsenbrennermassaker —
Doch jetzt brennt erst mal nur mein Geist
Er brütet über Buchstaben und Sätzen
Wort reiht sich an Wort
Finger fliegen über Tasten
Ein Text entsteht
Und irgendwann denke ich nicht mehr
An den Rauch in meiner Nase.
© Dominik Alexander / 2022
