Montagsfrau

Ich bin gezwungen, mit dem Bus zu fahren
Das würde ich mir gerne sparen
Doch auf dem Rad würde ich mich nur weiter verkühlen
Meinen Hals, Nase, Ohren, Lunge zu sehr fühlen
Oder gar nicht mehr
Ich mag den Bus nicht sehr
Zumal am Montagmorgen
All die Menschen mit ihren Sorgen
Die scheinbar in ihren Smartphones stecken
Wie formuliere ich es nur nett, um nirgendwo anzuecken
Muss aber auch gar nicht sein
Denn plakativ und vulgär ist heutzutage fein
Weil es Aufmerksamkeit generiert
Den Fünf-Minuten-Fame sogar ausdehnt, ganz ungeniert
Denn der kleine Bildschirm kann mir ja nix
Da verstecke ich mich hinter janz fix
Wenn mich doch mal jemand länger anstiert
Noch bevor er mein Dasein toleriert
Doch ein Mitinsasse ist nicht mein Problem
Ich schaue zur Tür und dort auf das Emblem
Das vor den schwingenden Türen warnt
Dabei ist es eine große Frau, die meinen Blick umgarnt
Sie schiebt sich hinein, an mir vorbei
Abstand zu halten, ist ihr einerlei
Sie drängt zur Seite, was ihr im Wege steht
Kein Wort, ob man mal kurz zur Seite geht
Sie schaut genervt, der Bus fährt an
So schlechte Laune schon am Wochenanfang
Ich stehe weiter bei der Tür
Denn ich kann schließlich auch nichts dafür
Dass sich die halbe Stadt in unseren Bus gedrängt
Und jede gute Stimmung zum Atompilz verengt
Wir fahren nicht lange, schon wieder hält der Bus
Wer hier nicht raus will, der muss
In meinem Rücken ballt sich ein Orkan
Schon höre ich Captain Kirk schreien: KAAAHHHNNN!!!
Ein Ellbogen landet in meinen Rippen
Jemand schiebt sich nach draußen, wie an Strippen
Fliegt die Gliederpuppe der wütenden Frau
An mir vorbei, ich denke kaum noch: au
Nur eine Station hat sie uns beglückt
Wäre sie gelaufen, alle wären entzückt.


        © Dominik Alexander / 2024
        © wal_172619 (image)

Thanks for sharing your thoughts!

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.