Es ist der zweite Tag des nächsten Jahres
Dieses Jahres
Dieses neuen Jahres
Stimmt das so mit den Fällen ?
Mit dieser Grammatik
Die ich an sich beherrsche
Doch manchmal brauche ich auch
Eine Ablenkung
Zur Versicherung
Wenn ein Gedanke in den anderen übergeht
Oder wenn ein vorbeifahrendes Auto
Meinen Rhythmus stört
Meinen Schreibrhythmus
Dann wieder ist es
Ein Zug in der Ferne
Ein Spaziergänger in der Nähe
Darf man das eigentlich noch sagen
Spaziergänger
Oder ist dieses Wort bereits anrüchig ?
Alle haben jedenfalls ihren ganz eigenen Rhythmus
Manchmal lasse ich mich davon ablenken
Dann schaue ich hoch
Während der Fußgänger
Auf den mein Blick nun fällt
Auf sein Smartphonedisplay starrt
Plötzlich werden es immer mehr Zufußgehende
Während ich hier sitze
Auf einer Parkbank
Die gar keine Parkbank ist
Weil sie in keinem Park steht
Sondern vor einem Gebäude
Eine schlichte Bank also
Die ich mir ausgesucht habe
Um meinem Schreibrhythmus nachzugehen
Oder überhaupt erst einmal in einen hineinzukommen
Kommen immer mehr Gehende
An mir vorbei
Sie zwingen mir ihren Rhythmus auf
Ihren Spaziergängerrhythmus
Der in sichtbarer Bewegung ist
Während mein Schreibrhythmus
In unsichtbarer Bewegung ist
Denn naturgemäß
Folgt ja mein sichtbarer Schreibrhythmus
Also sichtbar durch den sich bewegenden Stift
Den ich schreibend über das Papier führe
Nicht meinem Denkrhythmus
Idealerweise
Sind mein Schreibrhythmus und mein Denkrhythmus
Eine Tautologie
Wenn sich beide also gleichen
Austauschbar sind
Leider sind sie das selten
Weil sich mein Denkrhythmus zu oft
Von den äußeren Rhythmen meiner Umwelt
Ablenken lässt
Plötzlich
Ist dann kein äußerer Rhythmus mehr da
Der mich ablenken könnte
Trotzdem lasse ich mich weiterhin ablenken
Weil ich bereits auf die nächste Ablenkung warte
Doch das ist es ja nicht
Das ist nicht das Warten
Dessentwegen ich mich ursprünglich auf die Bank gesetzt hatte
Es war der angekündigte Regen
Per App
Der doch schon längst hätte eintreffen
Oder vielmehr
Auftreten sollen
An diesem Ort
Zu Beginn des noch jungen Jahres
Es ist ein Warten
Das unsinnig ist
Denn auf etwas zu warten
Das angekündigt ist
Hat in dieser Zeit
Kaum Aussicht auf Erfolg
Stattdessen fährt nun bereits zum zweiten Mal
Unangekündigt
Ein Kleintransporter der Feldjäger
An mir vorbei
Zuerst in die eine Richtung
Wenig später kommt er zurück
Und fährt in die andere Richtung
Auffällig viele Jogger sind unterwegs
Ihre guten Vorsätze von gestern einlösend
Die kaum die erste Woche
Des noch neuen Jahres
Überdauern
Alles ist kurzlebig
Wird immer kurzlebiger
Alles geht dabei ineinander über
Wie die äußeren Rhythmen
Die immerzu störend sind
Für den
Der auf einer Bank sitzt
Und versucht
Gedanken zu fassen
Stattdessen trägt sie ein Vogel mit sich fort
Der in seinem ganz eigenen Rhythmus
Über die Welt fliegt
Und dabei wahrscheinlich gar nicht
Über sie nachdenkt.
© Dominik Alexander / 2022
