[1] Um elf Uhr nachts klingen die Kirchenglocken viel heller. Am Morgen um fünf klingt es ähnlich, nur dumpfer, taubeschwert. Doch bald übertönt vom Straßenlärm und sonstigem Treiben, das den Menschen vorwärts zieht.
[2] Weshalb schlagen die Kirchenglocken überhaupt in der Nacht? Sind sie stilles Gebet? Erinnern sie daran, dass der Mensch niemals ruhen soll? Ja immer vorwärts! Nicht zurückschauen! Immer nur weiter!
[3] Das Schlagen der Glocken erinnert daran. Da, brauchst nur mitzuzählen: gong, gong, gong, gong – schon wieder vier Uhr am Morgen. Fünf Stunden nachdem ich zum elfmaligen Gong der Glocken eingeschlafen bin.
[4] Fünf Stunden Schlaf – genug für die Nacht; nicht genug für den Geist. Doch die Glocken erinnern mich daran: Es wird bald hell. Dann beginnt der neue Tag. Und ich darf nicht ruhen.
© Dominik Alexander / 2023