Tag der Zweitreihenparker

Ich lehne mich gekonnt in die Kurve, lasse im Schwung rollen, registriere aus dem Augenwinkel – nichts. Das ist gut: kein fahrendes Hindernis, das mich in den folgenden drei Sekunden überraschen könnte. Zu Beginn meiner kurzen Fahrradfahrt läuft – also fährt – es gut. Zu gut. Denn ich weiß, dass es ab jetzt nur noch schlimmer werden kann. Zumal ich ein wenig in Zeitnot bin.

Einmal wieder bin ich auf den letzten Drücker losgefahren. Nein, losgelaufen. Laut Google Maps benötige ich mit meinem Fahrrad genau eine Viertelstunde. Wohlgemerkt von A nach B. Meine Fußwege zum Rad im Keller aus der vierten Etage und zum Termin nicht eingerechnet.

Wenn ich nun pünktlich fünfzehn Minuten vor dem Termin meine Wohnungstür abschließe, setze ich voraus, dass mir sämtliche Ampeln Grün zeigen und ich kein einziges Mal anhalten muss.

Manchmal habe ich Glück und Google Maps hat bereits einige Vergleichswerte genau dieser Route von mir, in denen es ein paar Rotphasen gab. Bei anderen Strecken hatte ich dieses Glück schon, kam beim nächsten Mal überraschend gut durch den Verkehr und einige Minuten früher an, als mir Google Maps geweissagt hatte.

Doch heute war nicht so ein Tag. Leider.

Heute fahren Langsamradfahrer vor mir, die ich nicht überholen kann, weil beide Fahrbahnränder fast durchweg von Autos zugeparkt sind. Die befahrbare Straße ist entsprechend stark verjüngt. Kurze Zeit später überholt mich ein ortsfremder PKW, um an der nächsten Kreuzung abrupt zu halten, weil sein Fahrer offenbar nicht weiß, wohin er weiter soll. Ich überhole ihn rechts und entwische.

Doch nur bis zu einer mir bis dato selten begegneten Spezies, die mir dafür ausgerechnet heute zweimal im Wege steht: ein parkender PKW in zweiter Reihe. In beide Wagen werfe ich beim Vorbeifahren einen taxierenden Blick: kein Warnblinklicht außen; kein Fahrer – nicht einmal ein Insasse – innen.

Beide Zweitreihenparker stehen da wie geparkt. Grotesk.

Und tendenziell gefährlich, wenn ich als Radfahrer nicht ohnehin bereits auf alles Mögliche und Unmögliche gefasst und vorbereitet wäre. Angekommen bin ich letztlich trotzdem. Punkt 11:30 Uhr beim Fahrradparkplatz. Mein Termin war 11:30 Uhr.


        © Dominik Alexander / 2023

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