Schnee im April und nächste Woche haben wir wieder Sommer

So oft wie in den ersten dreieinhalb Monaten dieses Jahres habe ich mich noch nie verkühlt. Das liegt nicht am Alter, sondern am gar zu flexiblen Wetter. Ich verstehe ja, es ist April, und der will endlich mal wieder nicht nur warm und dann direkt heiß sein, sondern wirklich alles mitnehmen, was die Meteorologie so zu bieten hat. Und heute dann eben alles gleichzeitig: Schnee, Sonne, Frost, Wolken, blauer Himmel, Wind, Sturm, Böen; Schwitzen, Frieren. Handschuhe an; Handschuhe aus. Die dicke Jacke bis oben geschlossen, Schal ins Gesicht gezogen. Draußen läuft eine Frau mit Schirm vorbei.

Als es Anfang April die ersten Tage mit siebenundzwanzig Grad Celsius gegeben hatte, war mir klar: Im diesjährigen April musst du nicht heizen; in diesem Jahr schaffst du die sieben Monate. Im letzten waren es sechs: Mai bis Oktober, wobei es hier die letzten Tage waren, bei denen ich die Zähne ziemlich zusammenbeißen musste, damit sie mir vom Klappern nicht alle ausfallen. Sechs Monate ohne zu heizen ist gut, lässt sich aber gewiss steigern. Sieben Monate müssen schon drin sein. Zu irgendetwas muss dieser Klimawandel doch gut sein!

Die erste Aprilhälfte war entsprechend mustergültig. Da hatte ich nicht einmal etwas auszustehen. Doch heute bei Minusgraden außerhalb der Wohnung und im Bad nicht geheizt, ist selbst für mich grenzwertig. Gestern war ich noch vierzig Kilometer mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Auch mit der dicken Jacke, Schal, Handschuhen, aber immerhin acht Grad und nur Sonnenschein mit weißen Cumuli am ansonsten blauen Himmel. Das hatte mich sporadisch dazu verleitet, die Jacke kurz auszuziehen, um gute Frühlingsluft an meine Haut zu lassen.

Doch auf der langen Halbinsel im Süden von Děčín wehte dieser garstige Hafenwind, den es nur im Binnenland gibt und der direkt auf die Lunge schlägt. Dann kam der Rückweg, der Gegenwind, die Fahrt fast ohne Pause. Schließlich die viel zu warm beheizte S-Bahn, die trockene Umgebungsluft, ich mit schwitzigem Körper. Dann wieder raus ins Kalte, aufs kühle Rad. Da meldete sich bereits mein rechter Oberschenkel, um mir mitzuteilen: Nun ist aber gut!

Heute schließlich die großen Flocken eines doch schon fernen Winters. Da blieb nichts liegen, setzte sich aber in meinen Rachen, ließ nichts Gutes rein, doch auch nichts Schlechtes raus. In diesem Zustand musste ich mich knapp zwanzig Kilometer quälen. Kam nach Hause, röchelte ein wenig und entschied mich für das warme Bad im kalten Bad. Danach sollte es ein heißer Kakao werden, der allerdings auch schon wieder kalt ist.

Heute Nacht werden es nochmal Minusgrade vor der Tür. Doch der Freitag soll den nächsten Mini-Sommer einleiten. Ich sehe mich am Sonntag bereits wieder in Richtung Děčín starten. Und danach mit einer schönen Sommergrippe endlich mal wieder krank zu Hause sein.


        © Dominik Alexander / 2024
        © Ramon Perucho (image)

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