Der Flug der Wörter

Es gibt durchaus auch faule Tage
Da sich die Worte nicht von selbst schreiben
Dann ist jedes Wort abgerungen
Jeder Buchstabe ein Kunstwerk
Jeder Griff zum Stift eine Qual —

Doch sind das faule Tage?

Oft sind das sogar die produktivsten
Jedenfalls auf den Kopf bezogen
Die Worte fliegen nur so dahin
Doch sie lassen sich nicht greifen —

Es ist nicht zu fassen!

Dieser Satz erhält dann wörtliche Bedeutung
Zuweilen gibt es Wortfetzen
Die deutlich sind
Wieder so ein sinnhaftes Wort:

Deutlich

Der Sinn ist begreifbar
Doch wo ist der große Zusammenhang?
Und das wichtigste:

Will ich diese Worte später wirklich noch einmal lesen?

Will ich sie mir noch einmal bewusst machen?
Wenn die Worte durcheinander fliegen
Gibt es immer nur Versatzstücke
Die sich greifen und damit begreifen lassen
Die sollten nicht begriffen werden
Weil alles, was danach kommt
Das Aufschreiben
Das Wiederlesen
Das Darübernachdenken —

Den eigentlichen Zusammenhang zerstört

Fliegende Worte aufschreiben bedeutet
Den Sinn entstellen
Man könnte den Flug der Wörter auch
Wortschwall nennen
Zuweilen hört man sogar Wörter
Die doch nur im Kopf sind
Machen sie sich nachdrücklich bemerkbar

Weil sie hinauswollen?

Zuweilen mag das so sein
Doch immer sollte der Mensch diesem Drang nicht nachgeben
Zuweilen ist es besser
Sich dem Drang entgegenzustellen
Ihn auszuhalten
Und wenn die Wörter zu schnell durch den Kopf jagen —

Einfach mal zeitiger ins Bett zu gehen.


        © Dominik Alexander / 2023

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