Wann ist ein Krieg schon zu Ende?
Die Waffen schweigen
Doch der Schmerz schreit aus tausenden Herzen
Die toten Väter und Mütter
Die gefallenen Söhne und Töchter
Kehren nicht zurück
Wir versuchen sie einzuschließen
In unsere brüllenden Herzen
Die Verwundeten
Die Überlebenden
Ziehen sich aus dem Leben zurück
Wann ist ein Krieg schon zu Ende?
Er tobt weiter
Innerhalb und außerhalb
Der neuen Grenzen
Die toten Menschen überleben
In Geschichten und in Tränen
Und so überlebt auch der Krieg
Wann ist ein Krieg schon zu Ende?
Ist es das Erinnern wert
Dass die Gräben sich nie ganz glätten
Dass sie sich immer wie Narben durch die Landschaft ziehen?
Wenn doch Vergessen
Nur verdrängen lässt
Was einst von neuem beginnt
Wann ist ein Krieg schon zu Ende?
Wir können erinnern
Wir können vergessen
Am besten wäre es
Wir fangen den Krieg gar nicht erst an.
© Dominik Alexander / 2023
Wieder ein großartiger Text! Als Österreicher muss ich dabei natürlich an Karl Kraus denken. Wir laufen gerade Gefahr, in einer unvorstellbar schlimmen Neuaufteilung der Weltordnung aufgerieben zu werden und alles was unsere Intellektuellen bewegt ist die Frage, ob wir auch richtig gendern.
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Vielen Dank, Friedrich!
Ich muss gestehen, dass ich von Karl Kraus bisher nur Versatzstücke hier und da gelesen habe. Er ist auf vielen meiner Zettel (no pun intended!), aber bis ganz nach oben hat er’s bisher noch nicht geschafft. Ich nehme mir mal vor, dass in diesem Jahr zu ändern (das sollte sich auch nicht absichtlich auf “gendern” reimen!).
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Ich musste bei Deinem Text, so wie ich ihn verstanden habe, unweigerlich an “Die letzten Tage der Menschheit” denken. Natürlich hat auch Brecht, wie einige andere, die Prinzipien des Krieges bzw. deren Folgen literarisch gekonnt behandelt. Ich vermisse dergleichen in Bezug auf unsere Situation, die naturgemäß noch nicht von der breiten Masse in erkannt wird. Tough times ahead.
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